Annemarie Schwarzenbachs ‚Ruth‘ (1932) queer gelesen
von Janin Afken
Annemarie Schwarzenbach wird heute als queere Ikone ‚avant la lettre‘ rezipiert. Sie stammte aus einer wohlhabenden Schweizer Industriellenfamilie, studierte Geschichte in Zürich und Paris und promovierte. Freundschaftlich verbunden war sie nicht nur mit den Geschwistern Erika und Klaus Mann, wovon die erhaltenen Briefe Schwarzenbachs an sie zeugen, sondern auch mit Ruth Landshoff-Yorck, Karl Vollmoeller, Dorothoea „Mopsa“ Sternheim, Ella Maillart, Carson McCullers, Marianne Breslauer und vielen anderen. Schwarzenbach wurden zahlreiche Liebschaften, wie z.B. mit Ruth Landshoff-Yorck, nachgesagt, von denen sich jedoch nur wenige nachweisen lassen.
Schwarzenbach war Autorin, Journalistin, Fotografin und bereiste viele Länder, über die sie auch berichtete. So fuhr sie gemeinsam mit Ella Maillart mit dem Auto von Genf über Istanbul bis nach Kabul. Beide dokumentierten die Reise. Heute faszinieren nicht nur die Bohème-Kreise, denen Schwarzenbach angehörte, und die zahlreichen Fotos, die Schwarzenbach mit ihren Freund*innen auf Reisen zeigen, sondern auch ihre literarischen Arbeiten, die von einem Gefühl des Verlorenseins, des Nichtdazugehörens und des Außenseitertums zeugen.
Foto: Annemarie Schwarzenbach, fotografiert von Anita Forrer, Malans, Schweiz, 1938. Helvetica Archives CC BY-SA 3.0.
Annemarie Schwarzenbachs Novelle ‚Ruth‘, die 1932 im Amalthea Almanach erschien, wurde bislang nur selten analysiert. Der Prosatext ist in drei Teile gegliedert und weist eine Nähe zu lyrischen Darstellungsweisen auf. Eine geschlechtlich unmarkierte Erzählinstanz wendet sich an ein Du, das das Ich an die biblische Rut erinnert. Mit dem Namen Ruth verbindet das Ich „Wildheit“, „Frömmigkeit“ und „eine große Strenge“. Zunächst ist die unbestimmte Sehnsucht des Ich matt und hoffnungslos; doch dann weckt der Name Ruth im Ich „Frömmigkeit und Leidenschaft“, weshalb das Ich die Sehnsucht fortan Ruth nennt. Der kurze Text evoziert eine Sehnsucht, deren Objekt zwischen der biblischen Rut und einer anderen Frau changiert und die von einer Affinität zum Fremden und Anderen geprägt ist. Diese Vieldeutigkeit macht den Text für eine queere Lektüre besonders fruchtbar.
I
Du gleichst den nomadischen Hirten, die ich am Rand der Wüste sah. Sie standen mir ihren Tieren, welche die Köpfe gesenkt hielten, und die untergehende Sonne warf ihren Schein wie Flammen in ihre dunklen Gesichter.
Unter ihnen war ein Jüngling von
grosser Schönheit, und man sagte mir,
er sei aus königlichem Stamm. –
Dein Gesicht ist von der Sonne der Wüste gebräunt und Dein Haar duftet nach wilden Kräutern.
Ich liebe Deine Füße, die kräftig und schlank sind, und wenn Du schläfst, lege ich meine Wange in die warme Höhlung Deiner Sohle, und meine Lippen werden herb von der Herbe Deiner dunklen und gestrafften Haut.
Ich nenne Dich RUTH, denn dieser Name, den ich in der Bibel las, erweckt Wildheit und Frömmigkeit und eine große Strenge. In Ruth war der heiße Atem der Wüste, und die alten Bücher sind voll von den Geheimnissen ihres Volkes, welches sich das Volk Gottes und das Auserwählte nannte, und
welches getroffen wurde von Gottes Zorn.
Ruth wurde geliebt von den Jünglingen aus königlichem Blut, und die Greise näherten sich ihr mit stammelndem Verlangen. Die Knaben folgten scheu ihren Spuren und wagten nicht, zu ihr zu sprechen. Und ihre ersten Träume einer Frau trugen den Namen Ruths. [59]
Vor den Eingängen der Hütten standen die jungen Mädchen, und wenn Ruth vorüberging, gross und mit königlichem Stolz, senkten sie die Augen, doch unter den gesenkten Lidern blickten sie ihr nach und ihre Herzen schwollen von unbekannter Sehnsucht.
Aber die alten Frauen baten sie, dass sie fruchtbar werde, denn ihr Leib, sagten sie, solle dem Volke einen König gebären. –
Ruth war sanft für ihre Geliebten, sie kannte Gehorsam und Demut, und um Gott wohlzugefallen, schenkte sie ihnen die Süße ihres Leibes. Aber ihre Küsse brannten vom Atem der Wüste, und manchmal verstieß sie den Geliebten und erhob sich und ging allein in die Nacht, niemand wußte warum.
Du aber kannst weder Gehorsam noch Demut, und Du bist ohne Sanftheit und willst Gott nicht wohlgefallen.
II
Meine Sehnsucht war matt und ohne Hoffnung.
Da gab ich ihr den Namen RUTH, den ich in der Bibel gelesen hatte, und er erweckte in mir Frömmigkeit und Leidenschaft…
Ja, auch meine Sehnsucht hieß fortan Ruth, und ich trug sie in meinen Händen wie ein Gefäß in welchem Himmel und Sterne und windbewegte Nacht sich spiegelten, und die Felsen die ausgehöhlt von den Gluten der Sonne am Rand der Wüste stehen, und in der Ferne die unendliche Fläche des Meeres.
Im Wald lag ich an den Wurzeln eines Baumes, die verworren aus dem Boden quollen, und in ihren schattigen Wölbungen Wuchsen Pilze und strömten einen betäubenden Geruch aus. [60]
Die Stämme ragten wie Pfeiler in den Himmel, aber über einer kleinen Wiese, die, ein smaragdgrüner Teppich, zu meinen Füßen lag, wölbte er sich unermesslich und ohne Stütze und die Vögel schossen mit kleinen Schreien in seine Bläue, als wollten sie sich darin verlieren.
Rehe kamen schüchtern und lautlos, halb verborgen unter dem Gebüsch an Waldrand hoben sie die Köpfe und sahen mich aus sanften Augen an.
Wenn der Abend fiel, sah ich alle Tiere aus ihren Verstecken dringen, ihre Spuren kreuzten sich, der Wind trug ihre Gerüche, sie rieben sich ihre geschmeidigen Rücken an den Rinden der Bäume, sie eilten schnellfüßig über die smaragdgrüne Wiesenfläche, am Bach blieben sie stehen und tauchten ihre warmen Nasen in das rieselnde Wasser. Und die Vögel fuhren fort, sich mit irren Schreien in den Abgrund des Himmels zu stürzen.
– – Ich liebte inbrünstig Deinen Namen, Ruth, und ich liebte die Sanftmut und die Gefährlichkeit aller Kreatur. – –
III
Ich lege meine Stirne in Deine geöffnete Hand und atme ihre Wärme. Ich weiß nicht ob ich Dich liebe, aber Du bist weit von Liebe und Hass, und doch bist Du wie ein grosser Brand und ergreifst mich in den tiefsten Gründen meiner Leidenschaft.
Stumm in Deinen Armen
fühle ich in der Dunkelheit alle Visionen meiner Sehnsucht gewaltig über mich stürzen,
in Deinem Atem ist der heiße Atem der Wüste,
der Duft der wilden Kräuter ist in Deinem Haar, [61]
und tierhafte Geschmeidigkeit in der dunklen Glätte Deiner Haut.
Deine Hände sind kühl und maßlos und erwecken in der Ferne
die Kämpfe der ungezähmten und leidenden Kreatur –
Ich suche Deinen Namen Ruth wie ein Gebet und ich beginne:
Du gleichst den nomadischen Hirten… [62]
Die queere Beispiellektüre zu Schwarzenbachs Prosastück bietet fünf verschiedene Zugänge.
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Textstrukturelle Lektüre
Schwarzenbachs Erzählung ‚Ruth‘ wird aus der Perspektive einer Ich-Instanz erzählt. Sie gliedert sich in drei zyklisch verbundene Teile, die mit römischen Ziffern nummeriert sind und weist eine lyrisch-gebetsartige Struktur auf, obwohl es sich um ein Prosastück handelt. Das Ich, das weder als männlich noch als weiblich identifiziert werden kann, umkreist in der Abfolge der drei Abschnitte Gefühle, Hoffnungen und Sehnsüchte, die es auf ein Du richtet.
Das Du wird zu Beginn des Textes mit dem Namen Ruth in Beziehung gesetzt, wenn das Ich festhält: „Ich nenne Dich RUTH“. Am Schluss des Textes wird die Beziehung erneut hergestellt, wenn das Ich verspricht: „ich suche Deinen Namen RUTH“. Ansonsten wird der Name nicht direkt mit dem Du verknüpft, vielmehr wird Assoziationen mit dem Namen, etwa mit Bezug auf die biblische Rut, Raum gegeben.
„Ich nenne Dich RUTH“. (Schwarzenbach, 1932, 59)
Deutlich wird dies auch bei der Durchführung einer digitalen Worthäufigkeitsanalyse, die in der folgenden Grafik dargestellt ist. Die blau unterlegten Worte Ruth, Wüste und Sehnsucht stehen für die drei häufigsten Worte in dem Text. Die sich mit den Begriffen verbindenden Worte bilden semantische Wortwolken. Diese drei Wortwolken unterstreichen die Verbindung zwischen der imaginierten und angerufenen Ruth als Projektionsfläche für verschiedene Sehnsüchte, die sich zugleich auch als Sehnsucht nach dem ‚Fremden‘ und ‚Anderen‘ lesen lässt.
Abb.: Worthäufigkeitsanalyse durchgeführt mit Voyant
Grammatisch ist das Geschlecht der Ich-Erzählinstanz unbestimmt. Auch das angerufene Du ist zunächst nicht eindeutig weiblich markiert, was sich aber im Textverlauf ändert. Dem Du wird zunächst eine Ähnlichkeit mit den Hirten am Rand der Wüste attestiert, dann wird ein „Jüngling von großer Schönheit“ (Schwarzenbach, 1932, 59) mit dem Du in Verbindung gebracht. Erst daran anschließend wird das Du Ruth genannt. Der Name ist an dieser Stelle in Kapitälchen geschrieben, was an Ruth eher als Phantasma denn als Person denken lässt.
Walther Fähnders sieht die „Erzählprosa durch Handlungsarmut und den Primat von Stimmungen, Gesten und Gesprächen, durch die Wiedergabe von menschlichen Beziehungen und weniger von Aktion, Handeln, Taten gekennzeichnet“. (Fähnders, 2008, 54) Diesen Beobachtungen ist hinzuzufügen, dass der Text nicht nur keine konkrete Handlung aufweist, sondern sich auch einer linearen chronologischen Ordnung verschließt. Zwar strukturiert sich der Text in drei Abschnitte, die sich als drei unterschiedliche Versuche lesen lassen, den Gefühlen des Ich für das Du auf die Spur zu kommen. Von einer klaren Reihenfolge der dargelegten Emotionen und Assoziationen kann keine Rede sein. Auch das Verhältnis von erzählter und erzählender Zeit ist nicht eindeutig greifbar, vielmehr funktioniert das kurze Prosastück ähnlich wie ein Gedicht, das verschiedene Bilder aufruft und unmittelbar Auskunft über die Gefühlswelt gegenüber dem Du und die Sehnsucht nach Liebe und Begehren geben. Das Ich scheint aus einer aktuellen oder zumindest noch bestehenden Gefühlsregung heraus zu sprechen, obwohl es kurze Rückblicke in die hoffnungslose Befindlichkeit gibt, bevor es den Namen Ruth in der Bibel las. Es wird also auf ein Leben vor dem Wissen um die Geschichte Ruths und den Menschen Ruth eingegangen. Das Prosastück beginnt und endet mit den Worten: „Du gleichst den nomadischen Hirten…“ (Schwarzenbach, 1932, 59 u. 62) und weist somit eine zirkuläre Form auf, die noch mit dem Hinweis darauf, dass die Suche nach dem Namen Ruth einem Gebet ähnelt, Bestätigung findet.
Das Prosastück ist als hybride Textform einzuordnen, da es lyrische und hymnische Elemente aufweist. Am Ende des Prosastücks setzt mit der Zeile „Stumm in Deinen Armen“ (Schwarzenbach, 1932, 61) ein Gebet ein. Diese Hybridität, die mit der geschlechtlich unbestimmten Ich-Perspektive korrespondiert, ist als Strategie einer Ambiguisierung zu lesen, die als queere Schreibstrategie bezeichnet werden kann.
Auf der rezeptiven Ebene vermittelt die Ich-Erzählperspektive eine hohe Unmittelbarkeit und bietet folglich ein hohes Identifikationspotential an.
Kontextsensitive Lektüre
Annemarie Schwarzenbachs Werk stand lange im Schatten der schillernden Autorin, die durch ihre charismatische androgyne Schönheit und ihr unangepasstes, abenteuerliches Leben faszinierte und bis heute fasziniert (vgl. Decock/Schaffers, 2013, 153). Eine enge Verzahnung von Werk und Autorin im Rezeptionsprozess lässt sich bereits bei der Veröffentlichung des ersten Romans ‚Freunde um Bernhard‘ im Jahr 1931 beobachten. Auf dem Titelcover wurde ein Foto von Annemarie Schwarzenbach platziert, ohne dass für die Leser*innen erkennbar war, ob es sich um ein Porträt der noch unbekannten Autorin oder der Figur Bernhard handelte (vgl. Schwarzenbach, 2008, 31).
Diese „bewusst hergestellte Verbindung“ (vgl. ebd.) kann als Spiel und bewusste Verunsicherung zwischen außer- und innerliterarischer Welt, zwischen Fakt und Fiktion aufgefasst werden. Viele Texte von Annemarie Schwarzenbach changieren zwischen Fiktion und Erlebtem. So finden sich „wiederkehrende Motive, Muster und Schauplätze in ihrem Werk“ (Decock, Schaffers, 156) ebenso wie tatsächlich Erlebtes, was bis in die 1990er Jahre zu einer rein biografischen Deutung Anlass gaben. In den letzten Jahren zeichnet sich jedoch eine Berücksichtigung und Analyse der Realitätseinschübe in Schwarzenbachs Werk und der damit eröffneten zusätzlichen Bedeutungsebenen ab (vgl. Schmidt, 2011, 605). Zugleich wurde Schwarzenbachs transgressives Schreiben als Ausdruck eines ‚modernen‘ Literatur- und Lebensverständnisses gedeutet (vgl. ebd.).
Foto: Titelcover des Romanerstlings ‚Freunde um Bernhard‘ (1931)
Dementsprechend soll im Folgenden eine kontextsensitive Lektüre der Erzählung ‚Ruth‘ (1932) vorgenommen werden, die neben der biografischen auch die soziokulturelle Situation queerer Frauen, die Tabuisierung von Homosexualität in den 1920er und 1930er Jahren sowie literaturhistorischen Kontexte berücksichtigt.
Das Prosastück ‚Ruth‘ wurde Ende September 1930 geschrieben. Es wurde spekuliert, dass vor allem die Bekanntschaft mit Ruth Landshoff-Yorck den Stoff für das Prosastück lieferte (vgl. Rohlf, 2008, 262). Dies mag sicherlich zutreffen, dennoch verknüpfen sich mit dem Namen Ruth noch weitere Bedeutungsebenen.
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Ruth Landshoff-Yorck
Annemarie Schwarzenbach hatte Ruth Landshoff Anfang 1929 in einem Hotel im Skiort St. Moritz durch Vermittlung des bekannten Dramatikers Karl Vollmoeller kennengelernt, mit dem Landshoff-Yorck zunächst liiert und dann eng befreundet war (Fähnders, 2005, 233). Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb und es entwickelte sich eine jahrelange Freundschaft. Dass die vier Jahre ältere Ruth Landshoff-Yorck in diese Beziehung weniger Gefühle investierte, scheint eine rückblickende Bemerkung Landshoff-Yorcks in ihren biografischen Impressionen ‚Klatsch Ruhm und kleine Feuer‘ zu suggerieren, wo es heißt: „Einige Jahre lang kam Annemarie dorthin gereist, wo ich gerade war.“ (Vgl. Fähnders: 230, Landshoff-Yorck, 1963, 162)
Die 1904 geborene Ruth Landshoff-Yorck war in den 1920er Jahren ein gefeierter Star und als It-Girl in den Illustrierten omnipräsent. Sie wurde in Literatur, Film und Kunst verewigt und arbeitete selbst als Schriftstellerin, Journalistin, Fotomodell und Schauspielerin. So spielte sie in Murnaus Vampirfilm ‚Nosferatu‘ (1922) oder an der Seite der damals noch unbekannten Marlene Dietrich in Carl Sternheims ‚Schule von Uznach oder Neue Sachlichkeit‘ (1927) in Wien. Sie stammte aus einer jüdischen Familie, ihr Onkel Samuel war der berühmte Verleger Samuel Fischer, in dessen Haus sie als Kind ein und aus ging und viele Geistesgrößen wie Thomas Mann, Annette Kolb, Gerhard Hauptmann usw. bereits als Kind kennenlernte. (vgl. Fähnders, 2013, 182f.)
Konflikt mit den Eltern I
Dass Annemarie Schwarzenbach und Ruth Landshoff-Yorck aus völlig unterschiedlichen Welten und Zusammenhängen stammten, wird spätestens im Oktober 1930 deutlich, als die Eltern Schwarzenbach Annemarie den Umgang mit Ruth Landshoff-Yorck und Karl Vollmoeller sowie eine geplante Reise zu den beiden Freunden nach Venedig verboten, die sie dennoch antrat. Warum die Eltern den Umgang mit Vollmoeller und Landshoff-Yorck nicht gestatteten, ist nicht eindeutig belegt (vgl. Schwarzenbach, 2005, 252). Aufschlussreich dazu sind jedoch die brieflichen Aussagen Emmy Krügers, der engen Freundin und Liebhaberin der Mutter Schwarzenbachs, die von den Freunden Annemaries als „Konsorten“ spricht, in sich einen aufsteigenden „Ekel“ vor dem „verworfene[n] Leben“ Annemaries und ihrer Geisteskrankheit spürt und auf die Gefahr der rufschädigenden Wirkung für die Eltern abhebt (ebd.). Auch die Tatsache, dass die großbürgerlich-konservative Familie Schwarzenbach-Wille bereits seit 1923 die nationalsozialistische Bewegung und Adolf Hitler auch finanziell unterstützte, wird einen erheblichen Einfluss auf die Bewertung Ruth Landshoff-Yorcks und Karl Vollmoellers gehabt haben.
Konflikt mit den Eltern II
Waren diese doch aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Bohème-Kreisen, ihrem offen ausgelebten sexuell freizügigen, die Geschlechterrollen überschreitenden, offenen und liberalen Lebensstil kaum vereinbar mit den Vorstellungen der Eltern Schwarzenbach. Dass auch antisemitische Vorurteile gegen Annemaries Freunde eine Rolle spielten, lässt sich nicht nachweisen, drängt sich aber auf (vgl. Kugelmann, 2021, 13) Der Konflikt mit den Eltern, der im Oktober 1930 erstmals offen zu Tage trat, wird in den folgenden Jahren immer wieder aufflammen. Auch Annemaries enge Freundschaft mit Erika Mann seit 1930 sowie ihr der Bohème zuzurechnende Freundeskreis, Annemarie Schwarzenbachs nomadisches, von Reisen geprägtes Leben, ihr Drogenkonsum und ihre Weigerung, sich einer konservativ-heteronormativen Familien- und Gesellschaftsordnung unterzuordnen, führten zu tiefen Spannungen mit der Familie, von der Annemarie jedoch finanziell abhängig bleibt.
Erika und Klaus Mann
Mit Erika und Klaus Mann verband Annemarie seit 1930 eine enge Freundschaft, was die überlieferten Briefe Schwarzenbachs an die Geschwister belegen, wovon leider die Briefe der Geschwister an Annemarie Schwarzenbach nicht erhalten sind. Insbesondere zu Erika Mann fühlte sich Schwarzenbach stark hingezogen, was der Mutter Renée Schwarzenbach-Wille missfiel. Über das Geschwisterpaar lernte Schwarzenbach auch Thomas Mann kennen, der sie für ihre androgyne Schönheit lobte. Obwohl Annemarie Schwarzenbach aus einer konservativen und reichen Familie stammte, die dem Nationalsozialismus nahestand, positionierte sie sich gegen die deutschnationale Bewegung. So unterstützte sie beispielsweise die Arbeit ihrer Freundin Erika Mann in dem ab 1934 im Exil aufgeführten Kabarett ‚Pfeffermühle‘, das von „profaschistischen Angehörigen [..] ihrer eigenen Familie angegriffen“ (Fähnders, Rohlf, 2008, 14) wurde. Auch die von Klaus Mann gegründete Exilzeitschrift ‚Die Sammlung‘ unterstützte Annemarie Schwarzenbach ideell und finanziell.
Selbstaussagen in Briefen
Annemarie Schwarzenbach war sich bewusst, dass ein offenes Sprechen über ihre Sehnsüchte nur indirekt möglich war, da dies andernfalls gesellschaftliche Stigmatisierungen nach sich gezogen hätte. Dieser Umstand zeigt sich eindrücklich in einem Brief Annemarie Schwarzenbachs an ihren Professor Carl Jakob Burckhardt, der sie bei dem Wunsch der Veröffentlichung ihres ‚Ruth‘-Textes unterstützte (Fähnders, Rohlf, 2008, S. 229). Darin bringt sie ihr Zögern bezüglich der Veröffentlichung des Textes ‚Ruth‘ zum Ausdruck, den Burckhardt zur Publikation im Almanach Amalthea vorschlug. Für ihr Hadern gibt sie zwei Gründe an: „Die persönliche Preisgabe“ und „die künstlerische Unreife“ (Fähnders, Rohlf, 2008, S. 241). Vor allem auf die „persönliche Preisgabe“ geht sie näher ein und verweist darauf, dass Schreiben immer ein „Sich veräußern“ (ebd.) sei. Allerdings sei die Wahl der Form entscheidend, die „Ich-Form“ wirke „mehr oder weniger persönlich“ und würde eine direkte Verbindung zwischen Erzähl-Ich und Autorin suggerieren (vgl. ebd.). Und weiter schreibt sie: „Dass Leute es lesen werden, die es missverstehen und ‚in schmutzigen Händen halten‘, beunruhigt mich nicht. Sie gehen mich ja nichts an. (Aber darin liegt allerdings eine Preisgabe).“ (ebd.)
Zeithistorischer Kontext
Neben dem familiären Druck war Annemarie Schwarzenbach als queere Frau auch mit den heteronormativen Vorstellungen von Geschlechterrollen und Sexualität konfrontiert. Auch wenn der Homosexualität kriminalisierende Paragraph 175 nicht für frauenliebende Frauen galt, standen queere Frauen dennoch unter Beobachtung und konnten sich aufgrund des gesellschaftlichen Tabus nicht outen oder offen frauenliebend leben. Dies belegen beispielsweise die polizeiliche Überwachung der Lesbenclubs in Berlin sowie die Durchführung von Razzien eben jener Treffpunkte. Ein offen gezeigter Bruch oder zumindest eine Unterwanderung der traditionellen Geschlechterrollen war nur eingeschränkt möglich; der gesellschaftliche Druck auf Frauen war noch immer groß. Auch weil Frauen, wenn sie berufstätig waren, wesentlich weniger Geld verdienten, blieben sie abhängig von dem Wohlwollen ihrer Umgebung. Dennoch ist insbesondere in Städten eine vielfältige queere Clubkultur zu verzeichnen, die auch Annemarie Schwarzenbach kannte und während ihres längeren Aufenthaltes in Berlin in den Jahren 1931–1933 besuchte.
Philosemitismus
Über die biografischen Hintergründe hinaus, die sich im Rahmen der Veröffentlichung des Prosastücks ‚Ruth‘ erkennen lassen, fällt in den Texten der Jahre 1929 bis 1933 eine Form von Philosemitismus auf, die eine weitere Distanz zur Familie Schwarzenbach bewirkt haben dürfte. Dieser Philosemitismus zeigt sich insbesondere in der Darstellung und dem ausbuchstabierten Begehren für schöne und attraktive Jüdinnen und findet sich teils direkt, oft auch indirekt dargelegt. So etwa im posthum erschienen Text ‚Eine Frau zu sehen‘ (verfasst 1929, publiziert 2008), in der ‚Pariser Novelle‘ (verfasst 1929) oder in der vorliegenden Erzählung ‚Ruth‘ (verfasst 1930, publiziert 1932). Die Texte ‚Pariser Novellen‘ und ‚Eine Frau zu sehen‘ konnten erste posthum erscheinen. Insbesondere die Darstellung des Philosemitismus in den ‚Pariser Novellen‘ ist mit rassifizierenden und orientalisierenden Motiven und Figurenzeichnungen durchsetzt. (Vgl. intertextuelle Lektüre)
Der Name Ruth als Chiffre
Die Referenz auf den Namen Ruth im Titel des Prosastücks lässt sich mit Else Lasker-Schülers gleichnamigen Gedicht, aber auch mit der biblischen Figur sowie mit dem It-Girl-Phänomen Ruth Landshoff-Yorck herstellen. Darüber hinaus lässt sich auch ein intertextuelles Netz an literarischen Werken aus der queeren Subkultur der 1920er und 1930er Jahre identifizieren, die jeweils eine Hauptfigur mit Namen Ruth aufweisen. Inwieweit Annemarie Schwarzenbach über diesen Umstand informiert war, muss noch erforscht werden. (Vgl. intertextuelle Lektüre) Interessant bleibt, dass der Name Ruth in der queeren Zeitschriftenkultur als eine Art Chiffre für lesbische oder zumindest homosoziale Beziehungen fungierte. Schwarzenbach hat also einen Namen gewählt, der mit zahlreichen Texten verbunden ist, die sich gegenseitig berühren, überblenden oder verstärken.
Biografische Informationen über das Leben von Annemarie Schwarzenbach sowie Selbstaussagen der Autorin zeigen, dass sich das Prosastück ‚Ruth‘ nicht nur mit Blick auf die Bekanntschaft mit Ruth Landshoff-Yorck deuten lässt, sondern dass in ihm verschiedene Bedeutungsebenen angelegt sind, die die eine ‚richtige‘ Deutung nicht vorsieht. Zugleich wird deutlich, dass Schwarzenbach mit verschiedenen Schreibstrategien hantiert, um trotz der Tabuisierung und Stigmatisierung von Homosexualität über die Liebe und das Begehren zu anderen Frauen zu schreiben. Die von Heinrich Detering eingeführte Analysekategorie der ‚Camouflage‘ sowie die Strategien der ‚Maskierung‘, die Marita Keilson-Lauritz im Umgang mit queeren Begehren herausgearbeitet hat, bieten sich als Instrumente für eine kontextsensitive Lektüre an. Die camouflierende oder maskierende Schreibweise wird im vorliegenden Projekt als Ausprägung jenes „uneigentlichen Sprechens“ aufgefasst, die eine intentionale heteronormativitätskritische Schreibweise darstellt. Zugleich müssen die Schreibstrategien Schwarzenbachs als Infragestellung gesellschaftlicher Normen und der dichotomen Geschlechterrollen gelesen werden, scheinen doch eindeutige Verortungen mit Blick auf Geschlecht und Sexualität, Raum und Zeit, Fiktion und Erfahrung auch in der Wahl der literarischen Genres für Schwarzenbach nicht erstrebenswert.
Raumsemantische Lektüre
In Schwarzenbachs Prosastück ‚Ruth‘ werden Motive der Ferne und der Nähe aufgerufen, die auch in ihren späteren Texten eine zentrale Rolle spielen. Zwar nimmt Schwarzenbach ihre ausgedehnten Reisen in ferne Länder erst ab 1933 auf, doch nach Angaben von Behrang Samsami zeigte sie bereits als Kind eine große Affinität zum ‚Orient‘, die sie vor allem über die persisch-arabischen Erzählungen Scheherezades aus ‚Tausendundeiner Nacht‘ entwickelte (Vgl. Samsami, 2011, 252).
Annemarie Schwarzenbach hat in verschiedenen Texten, so etwa in ihrem zweiten Roman ‚Lyrische Novellen‘ (1933), in ‚Das glückliche Tal‘ (1940) oder auch in dem Prosastück ‚Ruth‘ (1932) Naturerlebnisse beschrieben, die als „metaphysische[] Erfahrung[en]“ (Georgiadou, 2001, 44) aufgefasst werden können oder zumindest eine Sehnsucht nach Verschmelzung mit der Natur offenbaren. Dabei werden die Abgeschiedenheit und Stille, die ein Ich in den Landschaften der Ferne oder im vertrauten Engadin (Perret, 2001, 12) erlebt, thematisiert.
Sofie Decock und Ute Schaffers haben in diesem Zusammenhang „auf die Verflechtung von Landschaft und Innenwelt der Ich-Figuren sowie auf den Kontrast zwischen den unendlich und öde anmutenden orientalischen Szenen und den erinnerten, Geborgenheit verbürgenden Schweizerischen Kindheitslandschaften“ (Decock, Schaffers, 2008, 15) hingewiesen.
Der Prosatext ‚Ruth‘ wirkt als eine Art Vorläufer dieser Konstellationen, da er ebenfalls der Sehnsucht nach einem aus der Ferne stammenden, oder zumindest mit der Ferne assoziierten Du, Raum gibt. Parallel zur Sehnsucht nach der Ferne und dem ‚Anderen‘ wird ein Ich dargestellt, das ganz in der Naturbeobachtung und im physischen Sein in einem scheinbar heimischen Wald aufgeht. Doch anders als bei den später entstandenen Texten ‚Tod in Persien‘ (um 1935) oder ‚Das glückliche Tal‘ (1940), worin Erlebnisse und Erfahrungen der Orientreisen Annemarie Schwarzenbachs eingeflossen sind, ist der Text ‚Ruth‘ noch vor ihren Reisen entstanden.
Ferne und Nähe kontrastiert
„Du gleichst den nomadischen Hirten, die ich am Rand der Wüste sah.“ (Schwarzenbach, 1932, 59)
„Im Wald lag ich an den Wurzeln eines Baumes, die verworren aus dem Boden quollen, und in ihren schattigen Wölbungen wuchsen Pilze und strömten einen betäubenden Geruch aus.“ (Schwarzenbach, 1932, 60)
Im ersten Abschnitt des Prosastücks ‚Ruth‘ wird das Du angerufen und mit diesem Du eine Ähnlichkeit zu Hirten der Wüste, zur biblischen Rut und somit zum Volk Israel proklamiert. Im zweiten Abschnitt wird Ruth als Bild für eine tiefe Sehnsucht imaginiert. Im Anschluss daran beschreibt das Ich einen von Tieren bevölkerten Wald mit einer Lichtung und einer Wiese, einen Naturraum also, der an die Schweizer Berge denken lässt. Im Vergleich zur Darstellung der Hirten in der Wüste und den Referenzen zur biblischen Rut wirkt die Situierung des Ich in der fruchtbaren, friedlichen Waldlandschaft kontrastierend und scheint auf eine topografische und kulturelle Differenz zwischen dem Ich und dem Du hinzuweisen.
Die beide Abschnitte aus dem Prosastück ‚Ruth‘ ähneln sich jedoch auch hinsichtlich ihrer sinnlich-leidenschaftlichen Beschreibungen: auf der einen Seite der flammende Sonnenschein, das duftende Haar, der „heiße Atem der Wüste“ (Schwarzenbach, 1932, 59), die schwellenden Herzen und brennenden Küsse (vgl. Schwarzenbach, 1932, 60), auf der anderen Seite die quellenden Wurzeln, die „schattigen Wölbungen“ und der betäubende Geruch der Pilze (ebd.). Die Waldszene lässt sich mittels der erotisch aufgeladenen Beschreibung der Begegnung des Ich mit der Natur und den Tieren im Wald auch als Imagination und Sehnsucht einer sexuellen Vereinigung lesen. Zunächst wird das Setting beschrieben:
„Die Stämme ragten wie Pfeiler in den Himmel, aber über einer kleinen Wiese, die ein smaragdgrüner Teppich, zu meinen Füßen lag, wölbte er sich unermesslich und ohne Stütze und die Vögel schossen mit kleinen Schreien in seine Bläue, als wollten sie sich darin verlieren.“ (Schwarzenbach, 1932, 61)
Die von Bäumen und Himmel eingefasste Wiese erinnert an ein Himmelbett, die kleinen Schreie lassen an Laute des Wohlbefindens beim sexuellen Akt denken, der sich unermesslich wölbende Himmel an die agierenden Körper während des Liebesakts. Mit dem Einbruch der abendlichen Dunkelheit nimmt die erotische Dimension der Naturbeschreibungen noch einmal zu, sind es doch vor allem sinnlich wahrnehmbare Beobachtungen, die erzählt werden: Am Abend, „[dringen] alle Tiere aus ihren Verstecken“, „ihre Spuren kreuzten sich“, der „Wind trug ihre Gerüche“, „sie rieben ihre geschmeidigen Rücken an den Rinden der Bäume“, „tauchten ihre warmen Nasen in das rieselnde Wasser“ und „die Vögel fuhren fort, sich mit irren Schreien in den Abgrund des Himmels zu stürzen“ (Schwarzenbach, 1932, 61). Der Abschnitt endet mit der Erkenntnis, dass das Ich den Namen Ruth „inbrünstig liebte“ und „die Sanftheit und die Gefährlichkeit aller Kreatur“ (ebd.).
Weder der Wald noch die Wüste sind in dem Prosastück ‚Ruth‘ auf einen tatsächlich existierenden topografischen Raum festgelegt. Zugleich macht sich im Text eine Vorstellung Schwarzenbachs bemerkbar, die sie bereits in der ‚Pariser Novelle‘ (1929/1930) formuliert hatte: Der Osten/Orient wird mit „Ursprünglichkeit, Wildheit und Unberechenbarkeit“, der Westen/Europa hingegen mit „Steifheit und Mattheit“ assoziiert (Samsami, 2011, 253). Während im Prosastück ‚Ruth‘ einer konkreten Vorstellung vom Westen nur wenig Raum gegeben wird, findet sich eine deutliche Vorstellung von orientalisierter Weiblichkeit, die sich mit raumsemantischen Attributen verknüpft. Das mit Sehnsucht und Ferne assoziierte Du sowie das mit dem Wald assoziierte Ich verbinden sich im dritten Abschnitt in dem abschließenden Gebet „Stumm in Deinen Armen“ (Schwarzenbach, 1932, 61). Eine Vereinigung in der Umarmung zwischen Du und Ich wird angedeutet.
Intertextuelle Lektüre
Der Titel ‚Ruth‘ erinnert an Else Lasker-Schülers gleichnamiges Gedicht, das 1905 erstmals veröffentlicht wurde und zu den ‚Hebräischen Balladen‘ zählt. Stil und Struktur verweisen auf das biblische Hohelied Salomos, das als ‚Lied der Lieder‘ zu den bekanntesten lyrischen Liebesdichtungen des jüdisch-christlichen Kulturraums zählt.
Nach Andrea Henneke-Weischer changieren die ‚Hebräischen Balladen‘ „zwischen Figuren-, Rollen- und impliziten Dialoggedichten“ und nehmen verschiedene Perspektiven ein (Henneke-Weischer, 2003, 207). Lasker-Schülers ‚Ruth‘-Gedicht erscheint als „monologisches Gedicht, in dem ein lyrisches Ich ein geliebtes Du anspricht“ (ebd.). Diese Struktur findet sich ebenso in Annemarie Schwarzenbachs Text wieder. Der Anklang an das biblische Hohelied ist über die Figurenkonstellation eines liebenden Ich und eines geliebten Du, die sehnsuchtsvoll begehrende Sprache sowie die symbolische Einbindung der Naturräume in die Verehrung für ein Du gegeben.
Im Mittelpunkt von Schwarzenbachs Prosastück steht nicht die biblische Figur Rut, sondern die Verehrung für eine als Ruth bezeichnete Sehnsucht aus der Perspektive eines geschlechtlich unmarkierten Ich. Somit wird nicht ein spezifisch jüdisch-weibliches Schicksal oder ein Selbstentwurf verhandelt, sondern eine sehnsuchtsvolle Projektion beschworen, die an das Motiv der ‚schönen Jüdin‘ erinnert.
Die ‚schöne Jüdin‘ gilt als ambivalente literarische Figur, in der sich Exotisierung und Vorstellungen vom ‚Anderen‘ verbinden (vgl. Ludewig, 2008, 3). Ulrike Brunotte bezeichnet die ‚schöne Jüdin‘ auch als orientalisierte ‚femme fatale‘ (Brunotte, 2015, 176), die als geheimnisvolle, überaus schöne und verführerische jüdische Frau imaginiert wird, jedoch von stereotypen Vorstellungen des ‚exotischen Anderen‘ durchdrungen ist (vgl. Afken, Hellmann, 2024, 144). Typischerweise ist die literarische Figur der ‚schönen Jüdin‘ zwischen jüdischem Vater und christlichem Verehrer angesiedelt, wobei letzterer häufig als Retter aus den patriarchalen Zwängen der jüdischen Familie dargestellt wird (Brunotte, 2015, 178). Schwarzenbachs Text unterläuft die heteronormative Erzähltradition der ‚schönen Jüdin‘, indem die Erzählinstanz geschlechtlich unmarkiert bleibt und als weiblicher Blick auf die Figur Ruth gelesen werden kann.
Im ersten Abschnitt der Erzählung ‚Ruth‘ wird das angerufene Du zunächst hinsichtlich seiner Ähnlichkeit mit den „nomadischen Hirten, die ich am Rand der Wüste sah“, sowie mit der „von der Sonne der Wüste gebräunt[en) Haut“ (Schwarzenbach, 1932, 59) und dem „nach wilden Kräutern“ (ebd.) duftenden Haar beschrieben und mit einem „Jüngling von großer Schönheit“ „aus königlichem Stamm“ (ebd.) assoziiert. Das angerufene Du ist also zunächst nicht weiblich, sondern vielmehr männlich markiert. Sodann wird das Du mit der biblischen Rut in Verbindung gebracht, und zwar zunächst indirekt und dann direkt. Indirekt, indem das Ich erzählt, dass es die „Wange in die warme Höhlung Deiner Sohle“ legt, während das Du schläft (ebd.). Dies ist als Verweis auf die biblische Rut zu lesen, die sich Boas zu Füßen legt, um ihm zu signalisieren, dass sie einer ehelichen Verbindung nicht abgeneigt wäre (vgl. Rut, 3,4). Allerdings ist es hier das Ich, dass die „kräftige[n] und „schlanke[n] Füße“ des Du liebt und sich an die Füße des Du legt. Ein direkter Bezug zu Rut wird hergestellt, wenn es heißt: „Ich nenne Dich RUTH, denn dieser Name, den ich in der Bibel las, erweckt Wildheit und Frömmigkeit und eine grosse Strenge“ (Schwarzenbach, 1932, 59). Daraufhin hält das Ich resümierend fest:
„In Ruth war der Atem der Wüste und die alten Bücher sind voll von Geheimnissen ihres Volkes, welches sich das Volk Gottes und das Auserwählte nannte, und welches getroffen wurde von Gottes Zorn.“ (Schwarzenbach, 1932, 59)
Zugleich wird Ruth als eine Königin von großer Schönheit imaginiert, die Sehnsucht bei den „Jünglingen aus königlichem Blut“, den „Greise[n]“, den „Knaben“ (ebd.) und auch den „jungen Mädchen“ auslösen kann (Schwarzenbach, 1932, 60). Einzig die alten Frauen bitten Ruth, „dem Volk einen König [zu] gebären“ (ebd). Eine solche Verehrung und ein solches sehnsuchtsvolles Verlangen nach Ruth findet sich im biblischen Buch ‚Rut‘ jedoch nicht. Es sind dort auch nicht die alten Frauen, die Rut auf ihre Rolle als Frau und Stammhalterin verweisen, sondern die Schwiegermutter Noomi regt sie zu einer Verbindung mit Boas an, um Noomi und Rut ein sicheres Auskommen in einer patriarchalen Welt zu sichern. Schwarzenbach stellt hingegen Ruths Schönheit und Attraktivität, die Männer wie Frauen jeden Alters in den Bann ziehen, in den Mittelpunkt. Ihr werden zwar durchaus „Gehorsam und Demut“ „um Gott zu gefallen“ zugesprochen, doch heißt es auch: Ihre Küsse „brannten vom Atem der Wüste und manchmal verstieß sie den Geliebten und erhob sich und ging allein in die Nacht, niemand wußte warum“ (Schwarzenbach, 1932, 60). Wenngleich Schwarzenbach Parallelen zwischen dem angesprochenen Du und der biblischen Rut zieht, markiert es am Ende des ersten Abschnitts eine deutliche Differenz: „Du aber kennst weder Gehorsam noch Demut, und Du bist ohne Sanftheit und willst Gott nicht wohlgefallen“ (ebd.).
Um die Parallelen und Differenzen zur biblischen Rut zu verstehen, lohnt ein kurzer Blick in die besondere Beziehung zwischen Noomie und Rut, die Anlass für eine queere Lesart gibt. Besonders jene Textstelle ist für feministische und queere Lesarten der hebräischen Rut-Geschichte aufschlussreich, in der sich die Moabiterin Rut ihrer Schwiegermutter gegenüber verpflichtet, mit ihr in das Heimatland ihres verstorbenen Mannes zurückzukehren, obwohl sie dazu nicht verpflichtet ist und es ihr eine gesellschaftlich schlechtere Stellung einbringt. Rut sagt zu Noomi:
„Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hin gehst, da will ich auch hin gehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Gott tue mir dies und das, nur der Tod wir mich und dich scheiden.“ (Rut, 1,16-17)
Dieses Versprechen ist als Treueschwur aufgefasst worden, es markiert die Entscheidung der Moabiterin Rut für die gewählte homosoziale Gemeinschaft mit Noomi in einem ihr fremden Land mit unbekannten Zukunftsaussichten. Das Buch ‚Rut‘ ist neben den Büchern ‚Esther‘ und ‚Judith‘ das einzige, das einen Frauennamen im Titel trägt und eine weibliche Protagonistin ins Zentrum des Geschehens stellt. Zugleich ist es der einzige Text der Bibel, der weibliche Perspektiven und Lebensrealitäten thematisiert.
In Schwarzenbachs ‚Ruth‘-Text oszilliert das beschworene Du zwischen den Bildern der biblischen Figur Rut und der ‚schönen Jüdin‘: Ruth wird als geheimnisvoll und schön imaginiert, mit Begehren aufgeladen und mit Sehnsucht assoziiert. Sie wird aber auch über die raumsemantische Verortung am Rand der Wüste und die Zuordnung zum geheimnisvollen Volk Gottes mit Merkmalen der Differenz ausgestattet. Die Figuration der ‚schönen Jüdin‘ wird nur zum Teil bedient, denn Schwarzenbach legt ihre Ruth nicht als Grenzfigur zwischen christlicher Mehrheitsgesellschaft und jüdischer Minderheit, zwischen christlichem Verehrer und jüdischem Vater an. Vielmehr scheint das angerufene Du, das mit dem Namen Ruth verbunden wird, unabhängig von einer patriarchalen Kernfamilie oder einem Verehrer zu sein, ist aber dennoch Teil einer jüdischen Gemeinschaft.
Ein weiterer intertextueller Bezug lässt sich zu den queeren Zeitschriften der 1920er und frühen 1930er Jahre herstellen, wo sich der Name Ruth ebenfalls häufig findet. In einem der bekanntesten und meistgelesenen Romane der lesbischen Subkultur, Maximiliane Ackers ‚Freundinnen. Roman unter Frauen‘ (1923), stehen die Liebenden Ruth und Erika, genannt Eri, im Fokus des Geschehens. Ausgehend von Ackers Text entspinnt sich ein intertextuelles Netz, das weitere Texte mit Ruth-Figuren umfasst, die entweder Adaptionen und Alternativgeschichten zu Ackers Roman darstellen oder schlicht Referenzen zur biblischen Ruth aufweisen. Die Referenz zur bekannten biblischen Figur ist zwar in diesen Texten selten deutlich ausbuchstabiert, kann aber als zu der Zeit bekannt vorausgesetzt werden. Insbesondere der in der biblischen Geschichte hervorgehobene Aspekt der selbstgewählten weiblichen Gemeinschaft zwischen Noomi und Ruth wurde oft als passender Anknüpfungspunkt zu weiblicher Homosozialität gelesen.
Abb.: Übersicht zu Ruth-Texten aus den queeren Zeitschriften der 1920er und 1930er Jahre
Ähnliche Motivstrukturen lassen sich auch in anderen von Annemarie Schwarzenbach verfassten Texten der Jahre 1929 und 1930 finden. Sowohl in der ‚Pariser Novelle‘, der Erzählung ‚Eine Frau zu sehen‘, die im Winter 1929 verfasst wurde, als auch das Prosastück Ruth, das im September 1930 geschrieben wurde, lassen sich Bezüge zu jüdischen Kontexten und zum Motiv der ‚schönen Jüdin‘ finden, die sich mit zeitgenössischen Vorstellungen von Orient und Abendland vermengen. Schwarzenbach nutzt in diesen Texten, mal mehr mal weniger stark ausgeprägt, zeitgenössische, rassifizierende und orientalisierende Bilder, Motive und Narrative, ohne diese kritisch zu hinterfragen.
Rezeptionshistorische Lektüre
Annemarie Schwarzenbach gilt heute als eine der wichtigsten kanonischen Autor*innen der Schweiz, zu deren Leben und journalistischem, fotografischem und literarischem Werk jedes Jahr zahlreiche Forschungsarbeiten entstehen (vgl. Decock, Schaffers). Das war jedoch nicht immer so, wurde ihr Werk doch erst in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wiederentdeckt. Insbesondere im Jahr 2008 im Zuge ihres hundertsten Geburtstags wurde ein Hype um Leben und Werk dieser Autorin ausgelöst. Zahlreiche Artikel im Feuilleton verschiedener Zeitschriften gingen auf sie ein. In den darauffolgenden Jahren erschienen mehrere wichtige Sammelbände, die nicht nur neue Perspektiven auf Leben und Werk der Autorin eröffneten, sondern auch zahlreiche im Nachlass befindliche Texte erstmals veröffentlichten. Die Werklage Schwarzenbachs hat sich insgesamt verändert, da mittlerweile zahlreiche Texte nicht nur zugänglich gemacht, sondern auch neu ediert und herausgegeben wurden. Es fehlt jedoch noch immer eine kritisch kommentierte Werkausgabe und noch immer sind viele Texte nur eingeschränkt zugänglich. Auch der ‚Ruth‘-Text ist noch nicht neu ediert worden, sondern liegt nur in der Ausgabe vor, die 1932 im Almathea Almanach erschien.
Foto: Ruth Landshoff-Yorck und Annemarie Schwarzenbach im Herbst 1930 in Venedigt, fotografiert von Karl Vollmoeller, DLA Marbach
Das kurze Prosastück ‚Ruth‘ hat bislang nur wenig Aufmerksamkeit erfahren. Es wurde häufig entweder biografisch oder mit Blick auf Schwarzenbachs Beziehung zu Ruth Landshoff-Yorck sowie auf den Konflikt mit ihren Eltern gelesen. Eine ausführliche Deutung des Textes hinsichtlich der Textstruktur, der verschiedenen Deutungsebenen und intertextuellen Verweisen (etwa zum Hohelied) oder unter Berücksichtigung der biblischen Figur Rut existiert bislang nicht. Verschiedenen Beiträge führen das Prosastück als Beispiel für Schwarzenbachs „frühe Texte“ an, die noch „eine deutliche Sprache“ des Begehrens sprechen (Rohlf, 2008, 261) und „mit religiösen Motiven“ (ebd., 264) hantieren. Rohlf untersucht Schwarzenbachs Novelle ‚Yelinda‘ und greift vergleichend auf den ‚Ruth‘-Text zurück. Das Prosastück bleibt in diesem Beitrag jedoch zweitrangig.
Die Verbindung zu Ruth Landshoff-Yorck ist sicherlich bedeutsam, jedoch keineswegs ausreichend, um den Text gebührend erschließen zu können. Insbesondere die in den frühen Texten ‚Pariser Novellen‘ und ‚Eine Frau zu sehen‘ dargestellte Verbindung zwischen Liebessehnsucht, Faszination für Frauen, insbesondere für jüdische Frauen, wurde bislang noch nicht näher untersucht. Lediglich Behrang Samsami hat mit Blick auf die Texte ‚Ruth‘ und ‚Pariser Novelle‘ auf die Verflechtung von Orientalismus/Jüdischsein und Sexualität/Geschlechterrollen und das darin aufscheinende queere Begehren hingewiesen. Weiterhin wurden intertextuelle Referenzen zum literarischen ‚Ruth‘-Motiv (wie insbesondere zu dem gleichnamigen Gedicht Else Lasker-Schülers) meines Wissens noch nicht berücksichtigt.
Sofie Decock und Uta Schaffers haben darauf hingewiesen, dass vor allem ein großes Interesse an Schwarzenbachs Arbeiten der frühen und mittleren Schaffensjahre zu bestehen scheint. Auch zum queeren Potential der Texte Schwarzenbachs wurde bereits 2008 von Gesa Meyer in Bezug auf den Romanerstling ‚Freunde um Bernhard‘ unternommen. Sabine Rohlf hat 2010 in dem Beitrag ‚Neue Frauen und feminine Dichter – Annemarie Schwarzenbachs Figuren im Spannungsfeld zeitgenössischer Geschlechterkonstruktionen auf das moderne Autorschaftskonzept Schwarzenbachs‘ verwiesen und 2018 untersuchte Karolina Rapp ‚Inszenierungen von Geschlechtsidentitäten in der Lyrischen Novelle von Annemarie Schwarzenbach‘. Barbara Pognowska ging in ihrem Beitrag ‚Zur Homoerotik in Annemarie Schwarzenbachs Erzählung Eine Frau zu sehen‘ (2020) auf die posthum veröffentlichte Erzählung ein, die offen von der sehnsuchtsvollen Liebe eines Ich zu Ena Bernstein erzählt.
Forschungen zu den journalistischen Veröffentlichungen, die im Rahmen der Afrikareisen in den Jahren 1941/42 entstanden, sowie zum Roman ‚Das Wunder des Baums‘, der posthum 2011 veröffentlicht wurde, wurden bislang nur wenig berücksichtigt. Insbesondere der problematische Umgang Schwarzenbachs mit orientalisierenden und kolonialisierenden Diskursen ist in diesen Texten verstärkt zu beobachten und mag ursächlich für die zurückhaltende Rezeption sein (vgl. Decock/Schaffers, 2013, 156). Dabei würden gerade die Analyse der Verknüpfung von romantisch-orientalisierenden Konzepten mit Erotik, Sexualität und Weiblichkeit sowie eine Verbindung mit kolonialistischem Gedankengut weiterführende Erkenntnisse über Sehnsuchts- und Sexualitätsbegriffe der Moderne geben.
Afken, Janin; Hellmann, Liesa: Queere Jüdische Gedichte und Geschichten in homosexuellen Zeitschriften zwischen 1900 und 1932. Leipzig 2024.
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